Page 108 - MKK Kulturpreisträger 25 Jahre Katalog
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1999 Günther D. Förster Zábrèh 1940„Weil ich weiß, was ich mit meiner Malerei will, und reichlich Bildeinfälle habe, kann ich mir den Verzicht auf äußerliche Veränderungen, Experi- mentieren und Suchen leisten,“ erklärt Günther Förster 1995 auf einem Infoblatt zu einer Ausstellung im Hanauer Rathaus. Das klingt zunächst ausgesprochen arrogant, wird aber deutlich relativiert, wenn er weitere Abgrenzungen sowie seinen eigenen, hohen Qualitätsan- spruch formuliert: „Ich male ohne Rücksicht auf persönlich-stilistische Einheit. Ich verfolge keine politischen, sozialen, therapeutischen, belehrenden Ziele, ebenso wenig bin ich an bloßer Aktualität interessiert (...). Allerdings versuche ich, ein Maximum an Quali- tät zu erreichen (...). Man hat An- sprüche und malt ein Bild so lange, bis es ungefähr der eigenen Erwartung entspricht. Weil die Erwartung von der Größe der Persönlichkeit abhängt, die weitgehend durch Lebensintensität geprägt ist, liegt hier für den aktiven und als Voraussetzung für den passi- ven Umgang mit Kunstwerken ein Maß und ein Schlüssel.“Diese Thesen kennzeichnen Günther Förster als extrem indivi- dualistischen Künstler mit hohen, persönlichen Maximen. Trendset- tern, Kokettieren mit der aktuellen Kunstszene, Kompromisse zuguns- ten von Tendenzen, Marktinteressen oder besseren Konditionen hat er sich stets verweigert.Förster ist immer und primär ein leidenschaftlicher Maler undwürde nichts lieber tun als malen, nur malen, ohne sich dem täglichen Diktat der Notwendigkeit beugen zu müssen.1940 in Nordmähren geboren, kommt er nach dem Krieg als Sechs- jähriger nach Hessen und lebt seit 1955 in Hanau. Schon als Heran- wachsender interessiert er sich für das Malen, hospitiert an der Staat- lichen Zeichenakademie und ist beeindruckt von den Lehrern Rein- hold Ewald und Jochen Beyer.1961 – 1966 studiert er Freie Malerei am Städel in Frankfurt. Da die Chancen zum Überleben als Freischaffender gering sind, sichert Förster seine Existenz mit Jobs, fertigt wissenschaftliche Zeichnungen für die Prähistoriker der Universität Frankfurt an, betreut Drogenabhän- gige und leitet VHS-Kurse. Seit 1978 arbeitet er als Kunsterzieher am Kreuzburg-Gymnasium in Groß- krotzenburg, wo er auch als Kontakt- lehrer in der Drogenberatung fun- giert. Er hat in diesen Jahren viele seiner Schülerinnen und Schüler nachhaltig geprägt. Das Berufsleben empfindet er immer ambivalent, einerseits hält ihn der Alltag eines Lehrers vom Malen ab, andererseits schafft es Freiräume, gibt letztlich auch finanzielle Sicherheit, denn,so bekennt er in einem Zeitungs- interview 1999, „Ich kann meine Bilder schlecht verkaufen.“Kennzeichnend für seinen Stil sind verschachtelte Bildräume miteingeschobenen Bühnen und Kuben, meistens schweben in diesen Sphären organische Elemente, die ineinandergreifen oder sich fließend verwandeln. Die Leuchtkraft seiner Farbgebung und deren Schattierun- gen ziehen den Betrachter an.Försters Arbeiten sind schon in Ausstellungen in Paris, Ohio, in zahlreichen deutschen Städten sowie in Hanau zu sehen gewesen.Im Juli 1999 initiiert er ein deutsch-tschechisches Kulturprojekt in Prag, bei dem er einen viertei- ligen Osterzyklus zur Musik des tschechischen Komponisten Joseph Bohuslav Foerster, eines Verwand- ten, präsentiert. Organisiert wird der Event von der tschechischen Gesellschaft zur Pflege der Musik Joseph Bohuslav Foersters. Während einer Gegeneinladung in Hanau im Mai 2001 erklingen im Comoedien- haus Wilhelmsbad Kammermusi- ken von Foerster, dazu zeigt Förster „Alphorn spielende Engel“ und andere Bilder im Foyer.10825 JAHRE KULTURPREIS DES MAIN-KINZIG-KREISES


































































































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