2013 weismantel

2013 • Musik

Jens Weismantel

Bad Soden-Salmünster 1976

Nebenstraße 6a • 63594 Hasselroth

E-Mail: jens.weismantel@gmx.de



Jens Weismantel

Er startet ins prallgefüllte Leben, und das um 12.12 Uhr, obwohl Josef Weismantel und Mama Rita sich da bzgl. der genauen Uhrzeit nicht so ganz sicher sind, so um die Mittagszeit halt, übrigens ebenfalls ein Diskussionsthema zwischen Arzt und Hebamme. – Wir sehen: Frühe Aufmerksamkeit!

In Jedem Falle schreiben wir den 2. Februar 1976. Es geht los. Ein Leben, prall gefüllt vor allem mit Musik – von Anfang an.

Diesem Ereignis folgte schon bald ungeduldig vier Jahre später Andreas, Andy, der einfach dazu gehört, zu allem, auch zu dem, was heute Abend eine einprägsame Zwischenstation mit dem Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises findet. Die Eltern, beide pausenlos in musikalischer Mission wie ein „Tornado” tanzmusikalisch in der gleichnamigen Formation unterwegs, hatten ihre Kinder Jens und später Andreas immer dabei. Während so mancher Unkenruf von Zigeunerleben sprach, spricht Vater Josef selbstsicher von italienischen Verhältnissen. Immer unterwegs, immer alle zusammen! Die Kinder immer dabei, auch wenn’s mal etwas später wurde.

Dann war er da, der Tag, Jens Weismantel dirigiert zum ersten Mal das Militärorchester Frankfurt, und das mit zweieinhalb Jahren. Der damals amtliche Dirigent hatte den Oberndorfer Minimusiker eine Weile nervös zuckend auf dem Schoß der Eltern beobachtet und übergab ihm seinen Taktstock, nahm ihn auf den Arm und los...

Die weiteren musikalischen Schritte bestanden unter der ersten musikalischen Obhut der Eltern, Klavierunterricht durch den Vater, nach 2-3 Jahren allerdings brach die Familie regelmäßig nach Frankfurt auf, um das Begonnene bei einer äußerst scharmanten Studienkollegin von mir, fortzusetzen. Es folgte die Posaune, das Klavier trat in den Hintergrund. Es war längst üblich bei Urlaubsfahrten beispielsweise zum Plattensee, im Auto der Familie zwei und dreistimmig die Fahrt kurzweilig zu gestalten.

Mit neunzehn folgte das Dirigat des Rothenberger Orchesters, bald der Dirigentenschein in Leipzig.

Verpflichtung zur Qualität

An oberster Stelle seines musikalischen und, wie sich gleich herausstellt auch sozialen und pädagogischen Arbeitens steht die Lust, eine Energie, die diesen jungen Menschen antreibt, kraftvoll, energiegeladen Herausforderungen für sich und für Andere, ich betone „für andere”, nie gegen sie, anzunehmen und zu meistern, was ihm einfach immer gelingt.

Es ist die Lust und das Erlebnis am Dirigieren, das Jens Weismantel an oberster Stelle seines musikalischen Lebens stellt, dicht gefolgt, von dem Zusammenführen, Zusammenarbeiten, dem Zusammenklang, dem gemeinsamen Erlebnis mit Gleichgesinnten im Ensemble, im Orchester.

Er, der Posaunist, der Pädagoge der „kulturelle” Architekt, der Pionier; in jedem Falle einer, der Vieles und vor allem Viele zusammenhält, immer wieder auf hohem Niveau.

Er fragt nicht oft, er macht, volles Risiko, wenn’s sein muss, auch finanziell! Er will und wollte es immer wissen! Funktioniert’s? Wie funktioniert’s?

So auch in diesem Jahr wieder: wie geht es, dass ein sehr gutes großes Orchester, auf diesem Niveau mit einem Kinderchor zusammenkommt? Wie kommt zeitgleich der Name der Brüder Grimm zusammen mit Jan van der Roost ein maßgebender zeitgenössischer Komponisten für symphonische Blasmusik, der ausschließlich für Jens Weismantel in Zusammenarbeit mit Anni Komppa, der Librettistin und Kollegin schafft, und somit auch für das Orchester, die Szene, für uns, für die Kultur, den Main-Kinzig-Kreis. Wie geht das alles zusammen: Eigentlich ganz einfach: Mit viel Energie und Risiko, Spaß und Humor, Emotion und Kompetenz!

Damit bewegt Jens Weismantel, selbstsicher sehr viele Menschen, aktiv da oben auf dem Podium oder passiv, genießend unten im Publikum, vor und nicht zu vergessen, auch ganz viele hinter den Kulissen, Menschen, die sich die sich ausnahmslos wohlfühlen.

Er sieht sich schon immer als ein Teil einer Bewegung. Bewegung und Veränderung braucht Kompetenz. Gut ausgebildete Dirigenten, gute Musiker, gute Musik. Dafür steht er ein! Regional und überregional.

Wie bekomme ich den zeitgenössischen Gedanken, den experimentellen, in das vertraute Klangbild und die damit verbundene Erwartung der Tradition?

Jens Weismantel bewegt.

Er sagt:

Gibt es „Zweitklassiges”?! Na und! Bringen wir’s nach vorne in die erste Klasse! Gut ist keine leichte Geschichte... aber wir packen’s an!

Auf der Zeltbank lag er, damals, als Kind, und wurde gewickelt, während die Eltern Musik machten, in Oberndorf, eine illustre Gemeinde, uns allen hier nicht erst seit heute ein Begriff, nicht zuletzt durch die Musik, nicht zuletzt durch Jens und seine Familie.

Tradition und Familienverbund ohne Stillstand, ohne das pubertäre Gefühl des Versäumnisses, im Gegenteil und dem ist Jens Weismantel bis heute treu geblieben, nicht ohne den maßgebenden Anteil von Petra, seiner Frau.

Die Gedanken um seine berufliche Zukunft waren sehr geordnet, Sorgen um diese schnell verflogen, wollte der womöglich motivierte Geologe, das wäre es vielleicht noch geworden, keinesfalls den Stein als Urgewaltiges der Musik und dem Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises vorziehen. Stattdessen steht er heute wie ein Stein, ein Fels in der Brandung der symphonischen Blasmusik, so zumindest konnte ich ihn und seine Musiker bei den letzten Projekten miterleben.

Und diese, die Brandung, kommt dann schon einmal gleich von allen Seiten, ob als Landesjugendblasorchester, als Musikverein Oberndorf oder Jugendorchester Meerholz, ob als Schulklasse der Karl-Rehbein-Schule Hanau, was sag ich, vier oder fünf davon, über hundert Kinder, die motiviert werden wollen, sich konzentriert und unglaublich begeistert auch vor großem Publikum im Congresspark Hanau in ein Werk einzubinden.

Und, da sind und waren die vielen betrieblichen oder musikalischen Wegbegleiter, denen es galt und gilt immer positiv gegenüberzutreten, auch in Konflikten, ein Wort, dass ich im Wortschatz von Jens als Fremdwort erlebe. Das Glas eines Jens Weismantel wirkt im Gegensatz zu vielen anderen, die ihm da begegnen, nie halb leer sondern immer halb, ja meistens, wie mir scheint, ganz voll.

Er sucht, er findet, er lebt, Ausgeglichenheit und Zufriedenheit! Wen wundert es, dass der Hobby-Ornithologe und mittlerweile Vater von drei Kindern, die Natur als solches, als einen wesentlichen Energiespender für sich und seine Nächsten entdeckt und pflegt.

Harry, gib mir 2.000,00 Euro und ich würde sie sofort in den Naturschutz stecken! Oder zumindest Tegut tragen, keinesfalls aber zum Discounter.

Am Sound, Klang interessierte ihn von jeher die Tenorlage, niemals allerdings alleine. Immer die Köpfe zusammenstecken, ‚was ausprobieren, Zusammenspielen, zunächst in der Familie, das gemeinsame Singen und dann schon bald im Verein und Orchester. Es war der Reiz, das Spiel, Gefesseltsein - nie ein äußerer Zwang, der ihn konstant und konsequent an der Musik gehalten hat.

Zumindest das eine oder andere aus seiner Arbeit ist jedem hier heute Abend bekannt: Das Franziskus-Musical 2008, sein Projekt: Blasmusik Will Rock You, das Landesjugendblasorchester, eine Ebene, deren Mitwirkung eine Auszeichnung für alle jungen Musiker darstellt oder gar die Bläserphilharmonie Rhein-Main.

Jens Weismantel bewegt, schlägt permanent eine Brücke zwischen den großen niveauvollen überregionalen sowie den kleineren regionalen, erreichbaren Bewegungen, ohne, dass letztere dabei zweitrangig wären, und dabei auch eine zwischen E u U in der Musik, der sinfonischen Blasmusik, das ist, was unsere Szene hier und über den Main-Kinzig-Kreis hinaus durch ihn geprägt hat.

Ich verneige mich vor dem Kulturpreisträger des Main-Kinzig-Kreises 2013 – Jens Weismantel.

Die Laudatio hielt
Harry Wenz
Mitglied der Jury