1979 · Heimat- und Zeitgeschichtliche Forschung

Gerd Mende

Hamburg 1913 - Gelnhausen 1985



Gerd Mende

Diplom-Ingenieur Gerd Mende hat als Architekt und Hobby-Archäologe in seinem Leben Beruf und Berufung miteinander verknüpfen können. Seine Arbeit als Architekt stellte ihn in der Barbarossastadt Gelnhausen vor das Problem, alte Häuser vor dem Verfall zu bewahren. So hatte er Anfang der 50er das Haus Kuhgasse 1, damals das älteste Haus Hessens, vor dem Abbruch gerettet. Mit Erfolg bemühte er sich um die Instandsetzung des Johanniterhauses. Er leitete die Restaurierung des Hauses "Symeren" am Obermarkt und ließ das Gebäude der Kreishandwerkerschaft in traditionellem Fachwerk wieder aufbauen. Zu einer Zeit, wo eher Abrisse verfügt wurden, legte er mit Sachverstand und Kunstsinn den Grundstein zur Altstadtsanierung und stellte dabei sogar wirtschaftliche Vorteile hintan. An der Godobertuskapelle führte er 1972 Grabungen und 1974–1976 Restaurierungsarbeiten durch. Von seinen Baustellen überbrachte er dem Heimatmuseum Funde mittelalterlicher Keramik, Bodenfliesen und Feierabendziegel.

Mendes Interesse für die Archäologie war bereits in der Kindheit geweckt worden. 1913 in Hamburg als Kind eines Zeichenlehrers und Heimatforschers geboren, durchstreifte er mit seinem Vater die Umgebung. Anfang 1950 war es dann sein eigener heranwachsender Sohn Rainer, der in der Nähe von Wirtheim einen bearbeiteten Hornstein fand und damit die alte Leidenschaft neu entfachte. "Von nun an suchten wir planmäßig und da kam eines zum anderen," erinnert sich Gerd Mende.

Während mehr als 1.000 Begehungen im Gelände zwischen Vogelsberg und Main richtete er sein Augenmerk besonders auf Hügelgräber, Wallburgen und andere Flurdenkmale. Im Lauf der Jahre brachte er eine Sammlung von mehr als 200.000 Einzelstücken steinzeitlicher Bodenfunde zusammen. Mit den anschaulichsten Objekten gestaltete Mende einen Raum im Heimatmuseum.

Wichtigstes Ergebnis seiner Forschungsarbeiten war jedoch der Nachweis, dass in der hiesigen Region schon viel früher Menschen gelebt hatten als bisher angenommen, nämlich weit in die Altsteinzeit hinein. Er konnte anhand der Steinwerkzeuge Zeugnisse wandernder und siedelnder Menschengruppen für die Zeitspanne von den ältesten Lithischen Kulturen bis zum Auftreten der Römer belegen.

Die wissenschaftliche Auswertung seiner Funde veröffentlichte er in Fachzeitschriften und Geschichtsblättern, er setzte sich auch dafür ein, dass 400 Fundplätze gesichert wurden, und engagierte sich ehrenamtlich in den Landesämtern von Hessen und Unterfranken sowie im Landesamt für Bodenforschung in Wiesbaden. Im Main-Kinzig-Kreis war er Kreispfleger für kulturgeschichtliche Bodenaltertümer und Mitglied des Denkmalbeirates. Die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft zog ihn zur Mitarbeit heran und die Universität Köln berief ihn zum Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte.

Das Land Hessen und der Main-Kinzig-Kreis haben Mendes Wirken gewürdigt. 1977 erhielt er den Ehrenbrief des Landes Hessen, 1980 ernannte ihn der Geschichtsverein Gelnhausen zum Ehrenvorsitzenden.