Sabine Barth
Die Keramikerin Sabine Barth ist im klassischen Sinn und in sehr konsequenter Manier Autodidaktin. Sie hat sich die Finessen der Töpferei nach der Methode "learning by doing" sowie aus Büchern erworben und in der Kombination von Experimentieren und individuellem Studieren ihren ureigenen Stil entwickelt.
Nach dem Abitur hat sie wenig konkrete Vorstellungen von ihrem künftigen Berufsweg und nimmt das Angebot eines Freundes, während dessen Urlaub in seiner Keramikwerkstatt zu arbeiten, neugierig wahr. Allein auf sich gestellt, ohne Vorkenntnisse und Einflüsse von außen, beginnt sie sich mit der Materie Ton zu beschäftigen und bekommt Freude daran.
Anschließend bewirbt sie sich erfolgreich in einer Keramikwerkstatt in Landshut, wo man statt einer traditionellen Lehre eine schulische Ausbildung absolvieren und mit dem Gesellenbrief abschließen kann. Vor dem Schulanfang leistet sie noch ein weiteres Praktikum in der Werkstatt ihres späteren Mannes, Rolf Barth, ab. Die Ausbildung in Landshut bricht sie nach drei Tagen ab, weil ihr der vereinheitlichte Schulbetrieb nicht gefällt, und kehrt in ihre "alte Werkstatt" zu eigenständiger Arbeit zurück. Noch ein weiteres Mal probiert sie es mit einer Ausbildung, gibt die Unternehmung jedoch nach einem Vierteljahr auf und töpfert fortan auf eigene Faust im Atelier ihres Mannes in Wächtersbach. Viele Techniken und "Drehs" hat Sabine Barth sich erlesen oder sie hat sich neue Kenntnisse in keramischen Abteilungen von Museen erworben, wo sie sich von archaischen Formen und Mustern inspirieren lässt.
Die besondere Eigenart ihrer Gefäße erzielt sie seit 1988 mit der Raku-Technik. Dabei werden die Werkstücke in einem Gasbrennofen bei 1.500 Grad sehr schnell (in einer halben bis eineinhalben Stunde) gebrannt, dann mit langen Zangen glühend aus dem Ofen geholt und in Sägemehltonnen nachreduziert. Hierdurch entsteht die charakteristische Schwarzfärbung. Anstelle von Glasuren verwendet sie gerne verschiedene Engoben, Erden oder Metalloxide, um die rauhe Oberfläche des Ton zu erhalten und zu unterstreichen.
Ihr Hauptthema ist das Gefäß, das allerdings nicht zwangsläufig zum täglichen Gebrauch bestimmt ist, sondern einen ideellen Wert haben kann als "Raum für wichtige Dinge".
Ihre Vorbilder sind nach wie vor archäologische Fundstücke: "Sie sind ein Fundus, aus dem ich Zeichen und Symbole schöpfe," sagt sie und ergänzt: "Seit einiger Zeit verwende ich neben Ton auch andere Materialien wie Holz, Metall, Glas, Fundstücke. Es ist mir wichtig, die Dinge in eine Beziehung zueinander zu bringen — dabei gehe ich auch manchmal "unkeramische" Wege."
Die Galeristin Evelyn Müller vom Kleinkunstkreis Märzwind in Wächtersbach attestiert Sabine Barth eine "bestechende Sicherheit im Umgang mit den Elementen Erde und Feuer."
Im Frühjahr 1993 hat Sabine Barth ihre Werkstatt von Wächtersbach nach Sinntal-Schwarzenfels verlegt, wo sie sich mit ihrer Familie ein Fachwerkhaus gekauft hat.
Arbeiten von ihr sind seit 1987 in vielen Ausstellungen zu sehen gewesen, unter anderem in Zell, Augsburg, Frankfurt und Hamburg. Außerdem hat sie Raku-Vorführungen im Werkhof Bissendorf bei Hannover und auf dem Museumsuferfest in Frankfurt gegeben sowie steinzeitliche Fertigungs- und Brenntechniken im Museum Steinheim demonstriert. 1996 ist sie mit ihrer Werkstatt nach Ahlersbach in das Hofgut der Kippenbergs (Wiener Masken- und Musiktheater) umgezogen.
In ihren neuen Arbeiten wendet sie sich Barock und Rokoko zu und zitiert auf Schalen, Vasen und Kerzenleuchtern die prunkvolle Ornamentik der beiden Epochen, appliziert Blattgold und experimentiert mit Stuckaturen. Sie ist regelmäßig auf den Frankfurter Messen "Ambiente" und "Tendence" vertreten.