1994 baumann

1994 • Musiktheater

Benjamin Baumann 

Hanau 1969

www.benjaminbaumann.de



Benjamin Baumann

An dem Tag, als die Menschheit Neil Armstrongs erste tapsige Schritte auf dem Mond verfolgte, erblickt Benjamin Baumann das Licht der Welt. Das ist am 21. Juli 1969. Der Erdtrabant ist sein "guter Stern" geblieben, so spektakulär wie sein Geburtsdatum ist auch sein bisheriges Leben fast ausschließlich mit Spektakulärem geprägt: dem Theater.

Benjamin Baumann ist mit seinem Bruder Daniel in einem Elternhaus aufgewachsen, das sich durch Toleranz, Offenherzigkeit, Kreativität und Expressionsfreude auszeichnet. Seine Eltern – der Vater Grafiker, die Mutter Garderobiere –, melden den Kleinen statt in einem herkömmlichen Kindergarten in der Kesselstädter Spielstube an, der einzigen nicht-autoritären Einrichtung damals in Hanau. Hier wird viel Wert auf spontanen, musischen Ausdruck gelegt und Benjamin liebt es besonders sich zu verkleiden und in andere Rollen zu schlüpfen. Während der Grundschulzeit rücken Handpuppen, Schattenfiguren und Marionetten in den Vordergrund, die er selbst bastelt. Dass er sich heute zum Beruf des Regisseurs hingezogen fühlt, empfindet er als naheliegend, denn da schiebe er ja auch Figuren hin und her …

Mit Freunden zieht er eine kleine Truppe auf und inszeniert mit ihnen im dritten Schuljahr ein Märchen, das sie in Kindergärten aufführen. Überregional gelingt ihm der Durchbruch beim Kinderfest im Park von Wilhelmsbad, das der Hessische Rundfunk veranstaltet. In einer von Desirée Nosbusch moderierten Zirkusvorstellung, die im Fernsehen übertragen wird, baumelt der Elfjährige waghalsig am Trapez. Angestachelt von diesem Debut, stellt er wenig später den Kinderzirkus Raselli auf die Beine. 14 Kinder im Alter zwischen acht und 14 Jahren – darunter viele ehemalige Kinderladen-Kumpel und deren Geschwister – bieten im Comoedienhaus Wilhelmsbad eine Show mit Ballett, Jonglage, Akrobatik und Magie, die an Charme und Perfektion an André Hellers Produktionen von FlicFlac und Roncalli erinnern. Impresario, Masken- und Kostümbildner, Regisseur und Hauptdarsteller: Tausendsassa Baumann. Nach einem Exkurs ins Volkstheater während seiner Zeit auf der Integrierten Gesamtschule in Bruchköbel gründet er später als Pennäler am Lichtenberg-Oberstufen-Gymnasium eine lehrerunabhängige Theater-AG und inszeniert mit 15 bis 30 Mitschülerinnen und Mitschülern psychologische Melodramen und Mysteries. Die Gruppe konstituiert sich als "Junges Projekttheater" und bleibt auch nach dem Abitur zusammen, insgesamt bringen sie bis 1993 sechs Schauspiele heraus. Nach dem Zivildienst beginnt Baumann in Frankfurt Germanistik und Kunstpädagogik zu studieren und wechselt dann jedoch zu den Theater-, Film- und Medienwissenschaften. Nebenher nimmt er Gesangs-, Schauspiel- und Tanzunterricht.

Mit der Einstudierung der Musical-Show "Moments of Broadway" versucht er 1993 zum erstenmal neu erworbene Kenntnisse und Fähigkeiten auf der Bühne einzusetzen. Mittlerweile hat er nicht nur als Darsteller in "Evita" auf der Badischen Landesbühne in Bruchsal gestanden, sondern hat selbst den "Kleinen Horrorladen", "Eating Raoul" und "Snoopy" inszeniert und mit seinen Produktionen von "Non(n)sense" und "Schwester Amnesias Country- und Western-Show" großes Aufsehen erregt. Seit der Premiere im November 1995 ist "Non(n)sense" ein Renner und Kassenschlager und gilt als erfolgreichste, deutschsprachige Version von Dan Goggins Nonnenspektakel.

Im Frühjahr 1998 ergattert er aufgrund dieses Renommées die Rechte für die deutschsprachige Erstaufführung von Goggins Fortsetzungs-Musical. Baumann übersetzt das Libretto aus dem Amerikanischen und erarbeitet die Liedtexte gemeinsam mit seinem musikalischen Leiter Thomas Lohrey. In ihrem Domizil, im kleinsten OFF-Broadway-Musicaltheater in Hanau-Wolfgang, bestritten die fidelen Nonnen inzwischen die 350. Aufführung.

1998 hat er ein Engagement als Rooster Hanigan in "Annie" im Musical Theater München, 1999 entwickelt er das Soloprogramm "unexpected songs" für Jeanne-Marie Nigl und tritt in der Show als ihr Gesangspartner auf. Im gleichen Jahr inszeniert er für das Kulturamt Hanau das Kinderstück "Eine Nacht im Februar", das Märchenmusical "Jorinde und Joringel" für die Brüder-Grimm-Märchenfestspiele und geht mit dem Rockoratorium "Daniel" von Thomas Gabriel auf Tournee.

Zur Jahrtausendwende startet er die Deutschlandpremiere von "Snoopy" in Hanau, setzt "Frau Holle" als Musical bei den Märchenfestspielen in Szene und übersetzt "Nuncrackers" – die Non(n)sense-4-Version von Dan Goggin – ins Deutsche. 2001 führt der rührige und innovative Theatermann Regie in Rick Lewis Musical "Die Taffetas" und zeigt die Produktion in Hanau und auf einer Tournee. 2002 wird das Musical "Evita" unter seiner Regie im Rahmen der Landesgartenschau Hanau gezeigt.