1996 kahl

1996 • Musik

Alexander Kahl

Hanau 1975

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Alexander Kahl

Die Feierstunde zur Kulturpreisverleihung 1996 eröffnet der damals 21-jährige Förderpreisträger Alexander Kahl mit der Bach-Suite Nr.4, Es-Dur für Cello-Solo. Den meisten Zuhörerinnen und Zuhörern mag die Komposition in der Interpretation von Pablo Casals bekannt gewesen sein. Die erstaunliche musikalische Reife, mit der der junge Cellist das Meisterwerk angeht, begeistert das Publikum und bestätigt die Wahl der Jury.

Alexander Kahl wird die Musikalität buchstäblich in die Wiege gelegt: 1975 kommt er als Sohn einer Klavierlehrerin und eines Cellisten des Hessischen Rundfunks auf die Welt. Mit acht Jahren erhält er 1983 vom Vater die ersten Cello-Stunden und lernt gleichzeitig bei der Mutter das Klavierspiel. Seine Vorliebe gilt von Anfang an dem Streichinstrument, einerseits aus Gründen der Familientradition — denn außer dem Vater hatte sich auch seine Schwester Cordula dem Cello-Spiel verschrieben. Andererseits spielen sehr realistische und ökonomische Gründe eine Rolle, denn "als Cellist hat man später viel bessere Aussichten, eine Anstellung in einem Orchester zu bekommen."

Drei bis vier Stunden übt der Heranwachsende seitdem täglich, weil er nur so seinem damaligen Ziel näherkommen kann, eines Tages in die "Junge Deutsche Philharmonie", das Bundesstudentenorchester, aufgenommen zu werden.

Die Ausbildung an beiden Instrumenten setzt er bis 1996 außerhalb der Familie fort, am Klavier an der Paul-Hindemith-Schule in Hanau, auf dem Cello bei Herrn Wiederhold an der Musikhochschule in Frankfurt.

Ab 1988 nimmt er erfolgreich als Solist an Wettbewerben von "Jugend musiziert" auf regionaler und auf Landesebene teil und qualifiziert sich 1994 zum Bundeswettbewerb in der Sparte "Junge Ensembles musizieren". Aber damit nicht genug: Seit 1989 spielt Alexander Kahl im Jugend-Sinfonie-Orchester und wird dort, mit 15 Jahren, 1990 zum Solo-Cellisten ernannt, 1993 wechselt er ins Bundesjugendorchester und ist seit 1996 Mitglied des Bundesstudentenorchesters.

1987—1994 besucht er die Karl-Rehbein-Schule in Hanau, wo er sich an verschiedenen Konzerten beteiligt. So ist er 1991 Mitbegründer des Steinheimer Kellerorchesters, einem Ensemble von jungen Hobbymusikern, das in eigener Regie Werke für Kammermusik erarbeitet und aufführt.

Nach dem Abitur 1994 leistet er seinen Zivildienst in der evangelischen Kirchengemeinde in Hanau-Kesselstadt ab und beginnt in Berlin an der Hanns-Eisler-Hochschule für Musik Cello im Hauptfach und Klavier im Nebenfach zu studieren. Das Studium schließt er im Februar 2001 mit Diplom und der Gesamtnote 1 ab, derzeit absolviert er ein Aufbaustudium Violoncello an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in der Klasse von Professor Josef Schwab.

In seiner begrenzten Freizeit interessiert sich der Cellist für Kammermusik, "das Zusammenspiel im Kleinen, das höchste Exaktheit und Konzentration erfordert", reizt ihn — "außerdem will er mal eigenständig etwas auf die Beine stellen." Er stellt ein Drittel des Rheinsberg-Trios dar, das aus dem Zusammenspiel von Preisträgern beim Wettbewerb "Jugend musiziert" entstanden ist und seit 1994 öffentlich auftritt. 1998 gründet er ein eigenes Streichquartett mit Mitstudenten, das Opitz-Quartett, das Ensemble gewinnt im selben Jahr den Hanns-Eisler-Interpretationspreis, im März 2000 wird die Eisler-Kompostion für den Sender Freies Berlin aufgenommen.

Seit 1998 ist Alexander Kahl Stipendiat der Ferenc-Fricsay-Gesellschaft, er wirkt im Deutschen-Sinfonie-Orchester Berlin, im Ensemble Oriol, im Kammerorchester Berlin und in der Berliner Bach-Akademie mit. Konzertreisen führen ihn nach Österreich, Spanien, Griechenland, Slowenien, Amerika, Japan und Costa Rica.

Angestrebtes nächstes Ziel ist die Festanstellung in einem renommierten Sinfonie- oder Opernorchester und "natürlich weiterhin viel Kammermusik machen!"

Juryvorsitzende Heidi Bär und Kulturdezernent Klaus Remer heben bei der Kulturpreis-Verleihung neben Talent und Fleiß von Alexander Kahl besonders "die heitere offene Art und sein unbeschwertes Musizieren, was eine gewisse Fröhlichkeit ausstrahlt," hervor.