2003 kraus

2003 • Malerei | Grafik

Matthias Kraus

Fulda 1955

www.krauskunst.de



Matthias Kraus

Die provokativen Zitate spiegeln Kraus´ unkonventionelles Denken und Fühlen, seinen Widerspruchsgeist und seinen Aberwitz wider.

Im spielerischen Umgang mit diesen Thesen entwickelt er seine Projekte, die Namen wie "LES BIG SCHRITTS", "Das FLUSS Projekt", "das NASHORN Projekt", "das FRANZ BLUMENSPRÜHER Projekt" oder "ROSA PUDDINGS" tragen. "ROSA PUDDINGS" zum Beispiel ist eine Hommage an Caitlin Thomas, die Ehefrau des Schriftstellers Dylan Thomas. Beeindruckt von der Lebensgeschichte der ehemaligen Tänzerin, schuf er einen Zyklus expressionistischer Frauenakte. Mit der Schere aus Papier geschnitten und direkt mit dem Sieb gedruckt, sind 21 "sehnsüchtige Wünsche" entstanden.

"Les big Schritts" sind Installationen aus überlebensgroßen schwarzen Hosen, die in Käfigen an Scharnieren aufgehängt sind. Die Scharniere erlauben es den Schritten sich schaukelnd zu bewegen. Sie verbleiben im Rahmen ihrer Möglichkeiten. "Es ist der Lauf des 'big Schritt', bitte gehen Sie sofort mit - vertrauen Sie dem Weg, bewegen Sie ihr Leg, machen Sie sich die Hosen nass, um die Nase blass - bleiben Sie nicht stehen ... tun Sie lieber gehen. Walter Serner jedenfalls war jeder Schritt außerhalb der urbanen Zivilisation zutiefst zuwider."

Der Zyklus, so Kraus, "schafft Bilder, auf einfachen Sinngehalt reduziert, löst Reize aus. Einsam und riskant."

Diese Arbeiten und Projekte mit ihren ausgefallenen Titeln lassen die Nähe zum Comic spüren, ein Genre, das Matthias Kraus von früher Kindheit an faszinierte.

1955 in Fulda geboren, wuchs Kraus in München auf, machte sein Abitur 1975 an der Karl-Rehbein-Schule in Hanau, studierte "Visuelle Kommunikation" an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und schloss dort 1982 bei Sascha Juritz und Dr. Wilfried Fiebig mit Diplom ab.

Die Entscheidung eine künstlerische Laufbahn einzuschlagen traf er bereits an der Boschetrieder Volksschule, wo er selbst gezeichnete Comics an seine Mitschüler verkaufte. Er realisierte den Lebenswunsch allerdings erst nach Zivildienst und Tätigkeiten im Messebau und bei verschiedenen Verlagen und Agenturen. 1989 richtete er sein Atelier in einer Fachwerkscheune in Neuenhasslau ein, wo er mit Ehefrau Ulrike wohnt und arbeitet.

"Die Freiheit vermissend und mit der Einsicht, seit dem Studium kaum mehr an eigenen Bildern gearbeitet zu haben, entschloss ich mich 1993 zur ausschließlich künstlerischen Arbeit," berichtet er. Zur Zeichnerei kam 1995 die Beschäftigung mit dem Material Eisen hinzu, "als ein Schritt, die sowieso vorhandene Mehrdimensionalität des Striches im Raum umzusetzen." Seine bevorzugten Werkstoffe sind Papier, Pappe, Stoff, Eisen, Kupfer - kurz alles, was reißt, rostet oder sich verfärbt.

Die Bandbreite seiner Schöpfungen reicht

  • "von der Fläche" (Zeichnungen, Künstlerbücher, Grafik)
  • "in den Raum" (Skulpturen, Licht- und Toninstallationen)
  • "zur Aktion" (Performances, Aktionen mit Schauspielern, Tänzern)

und er ist damit auf internationaler und nationaler Ebene präsent.

Ein Projekt, bei dem Bild und Metallfiguren als Gesamtwerk verbunden werden konnten, ist das "Metaplatin", 1999 entstanden und im Besitz der Firma Degussa. Es umfasst 24 Zeichnungen und eine Plastik über vier Etagen. Gleiches gilt für "Deutschland in der Nacht" einen 25-Bilder-Zyklus mit einer Metallfigur, 1996 von der Agentur Lalakis und Ehrhardt in Düsseldorf erworben.

Ebenso wesentlich ist auch sein Engagement für die Region, in der er lebt. Sein Lehrer Wilfried Fiebig nennt es "die soziale Öffnung seines (Kraus`) Kunstschaffens", mit der er zum "komplexen, bunten Alltag" beiträgt. Ob es seine Vorschläge für einen Kunstweg entlang der A 66, sein Projekt "Faust im Wald" - Faust II als Sattelschlepper-Ballett für zehn Sattelschlepper im Spessart- sein Video "Auf der Suche nach dem kulturellen Mittelpunkt im Main-Kinzig-Kreis", seine Illustrationen zu "Rotbarts Lust in Geilenhusen", seine Beteiligung bei "Kunst für Kinder aus Tschernobyl" oder seine Präsenz beim Fußballturnier "Kick gegen Rechts" ist, "all dies", so Landrat Eyerkaufer in seiner Laudatio auf Matthias Kraus zur Kulturpreisverleihung, "zeigt seine Offenheit den Alltagsproblemen gegenüber und seine gesellschaftspolitische Verantwortung.

Seine Kunst entsteht nicht im Elfenbeinturm, sondern in der direkten Auseinandersetzung mit den Menschen."